Dienstag, 29. Januar 2013 | 15:15 dfb.de

Höwedes und Metzelder: Berühmte Söhne Halterns

Die Zeitenwende setzte 2007 ein. Bundesweite Aufmerksamkeit, sportlicher Aufschwung, effiziente Strukturen, preisgekröntes Marketing - all das war damals noch ganz weit weg. Der TuS Haltern lag am Boden. 20.000 Euro Steuerschulden drückten den Klub aus Westfalen, die Insolvenz drohte.

Doch Haltern am See hat bekannte Söhne. Vizeweltmeister Christoph Metzelder ist hier geboren und hat beim TuS das kleine Fußball-Abc gelernt, ebenso der heutige Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes. Auch Sergio da Silva Pinto von Hannover 96 ist in Haltern groß geworden. Es war Metzelder, der als Helfer in der Not einsprang. Seine Bedingungen: Er wollte Einblick in die Finanzen des Klubs und ein Team installieren, das neue, modernere Strukturen schafft. Metzelder bekam seinen Willen und der TuS das Geld - der Auftakt einer Erfolgsgeschichte.

Ausbildungsoffensive: Lizenz für alle Trainer

Sechs Jahre später steht der Verein besser denn je da. Metzelder, seine Vertrauten und die vielen Helfer haben ganze Arbeit geleistet. Die erste Mannschaft hat zwei Aufstiege gefeiert und spielt nun in der Westfalenliga. Der marode Ascheplatz ist - dank Metzelders finanzieller Unterstützung - durch einen Kunstrasen ersetzt worden, zwei weitere Naturrasenplätze sorgen für Topbedingungen auf der Sportanlage.

Eine vom Verein finanzierte Ausbildungsoffensive hat dafür gesorgt, dass in der Jugendabteilung durchgehend lizenzierte Trainer tätig sind - bemerkenswert für einen Amateurklub. "Darauf sind wir sehr stolz", sagt Abteilungsleiter Ronald Schulz. Schulz kennt Christoph Metzelder seit 1992. Damals spielte Metzelder in der A-Jugend von Preußen Münster, und Schulz war Co-Trainer. Heute koordiniert Schulz das Projekt Haltern als Fußballchef vor Ort. Die Finanzen stehen unter der Obhut von Thomas Belting, der sich auch um Christoph Metzelders Stiftung kümmert. Der Bereich PR und Sponsoring liegt bei Hans-Jörg Zech in professionellen Händen.

Marketingkampagne sorgt bundesweit für Aufsehen

Getragen wird das Halterner Konzept von vier Säulen: Infrastruktur, Ausbildung, Ausrüstung, Marketing. Bei der Öffentlichkeitsarbeit haben die Fußballer des Mehrspartenvereins in den vergangenen Jahren bundesweit Maßstäbe gesetzt. Die Kampagne "Tu’s Haltern" belegte Platz zwei beim Marketingpreis des Sports. Großflächige Plakate und markige Slogans ("In Haltern gibt es keine Industrie, dafür Tore am Fließband") waren bei weitem nicht alles. Auf You Tube läuft TuS-TV, Halterns Facebookauftritt hat stolze 2100 Likes.

Der Fluch der guten Tat: Der Klub stößt mittlerweile an seine Kapazitätsgrenzen. Mit 650 Mitgliedern stellen die Fußballer über die Hälfte der Gesamtmitglieder (1100). Rund 350 Kinder und Jugendliche sind in der Stauseekampfbahn am Ball, alle Altersklassen sind besetzt. Dennoch tut sich der TuS schwer mit seinem Ziel, leistungsorientierten Fußball im Nachwuchsbereich zu etablieren. "Wer in unserer Region nicht bis zur C-Jugend den Sprung in ein Nachwuchsleistungszentrum schafft, konzentriert sich auf die Schule", erklärt Schulz. "Da sind drei Trainingseinheiten pro Woche zum Teil schon ein Problem."

Höwedes lotst Schalke nach Haltern


Die Talentförderung ist der wohl wichtigste Baustein für die weitere Entwicklung in Haltern. Der Aufwärtstrend soll eher auf Nachhaltigkeit denn auf Schnelligkeit abzielen - ganz im Sinne des größten Förderers. "Christoph Metzelder hat riesigen Spaß daran, den Verein weiterzuentwickeln", betont Abteilungsleiter Schulz. "Er möchte, dass der Fokus wieder stärker auf den Amateurfußball gelegt wird und die Leute häufiger den Weg zu ihrem Heimatklub finden."

Von Halterns Vorzeigefußballern hat keiner den Bezug zur Heimat verloren. Dafür sorgen schon die Familien. Der Vater von Benedikt Höwedes trainiert Halterns erste Mannschaft, der Vater von Sergio Pinto kümmert sich um die E-Jugend. Beide sind seit zwei Jahrzehnten Trainer im Klub. Und Nationalspieler Höwedes hat dafür gesorgt, dass Schalke 04 vergangenes Jahr mit allen Stars den Weg zu einem Testspiel nach Haltern fand. 4000 Zuschauer sahen Raul und Co. - ein weiteres Beispiel für die besseren Zeiten, die der TuS Haltern gerade erlebt.

[jb]

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